In diesem Beitrag werde ich einen persönlichen Einblick gewähren und hinter die Fassade blicken lassen. Damit möchte ich meine Motivation transparent machen und auch den größeren Kontext zur Vision meiner Firma aufzeigen.
Zwei Augen sehen mehr als eins.
Sprichwort
Meine zwei Augen sehen wirklich mehr und nicht immer war das ein Segen. Als Kind wurde ich häufig gehänselt, weil meine Augen nicht in die gleiche Richtung schauen. Trotz zahlreicher Bemühungen von Ärzten gelang es ihnen nicht, mir einen „normalen“ Blick zu verpassen. So schaue ich mit meinem rechten Auge geradeaus (bzw. in die Augen meines Gegenübers), während das linke Auge tendenziell den linken Winkel meines Sichtfeldes erweitert.
Spätestens mit dem Führerschein wurde diese vermeintliche Schwäche jedoch auch zu einem positiven Aspekt: Kein mich überholendes Auto entging mir, denn während ein Auge nach vorn blickte, konnte ich mit dem anderen Auge bereits im Rückspiegel das sich annähernde Fahrzeug erfassen. Zunehmend konnte ich diese Art, in die Welt zu blicken, zu meinem Vorteil nutzen.
Der Blick dazwischen
Ich weiß nicht, inwiefern mein umherschweifender Blick für den Sturz vom Dach 8 Meter in die Tiefe verantwortlich war. Aber so viel steht fest: Er war prägend genug, um mich als ausgebildeter Spengler, dankbar und glücklich für mein Überleben, nun nach anderen beruflichen Perspektiven umzusehen. Ich wurde Universal-Fräser. Was beim Reparieren von Dächern und Rohren bereits faszinierte, durfte nun weiter erforscht werden: Ein Gefühl für die Eigenschaften diverser Materialien wie Blech und Metall Kunststoff, Kupfer oder Aluminium zu bekommen.
Welche Beschaffenheit, welche Topografie, welche Geometrie benötigt welche Art der Bearbeitung und Aufspannung?
Als langjähriger Tüftler, der bereits als Kind das Transistorradio seiner Mutter auseinander (und zu ihrer Beruhigung) auch wieder zusammengebaut hat, konnte mein Entdeckungsgeist bei Dreh- und Fräsarbeiten gleichermaßen wirken. Aber nicht nur die Materialien, sondern auch deren Geometrie hatte es mir angetan. Während andere Menschen sich bei aneinandergereihten Buchstaben und Worten an deren Poesie erfreuen, so schlägt mein Herz eben für Geometrien, Kurven und Formen und deren Kombinationen. Meine Sicht darauf erstreckt sich weit über das reine Sehen hinaus: Es ist, als würde über das visuelle Sehen das tatsächliche Eintauchen in diverse Ebenen möglich werden und sich vor meinen Augen zusammenfügen.
Meine Augen sind überall.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
In meiner Maschinenbau Techniker-Weiterbildung half mir dieser Blick um die Ecke und über den Tellerrand noch weiter: Als die Prüfung wegen eines Lehrerausfalls zu kippen drohte, sprang ich dank praktischer Vorerfahrung im CNC-Bereich kurzerhand ein und unterstützte, so dass alle noch ihren Abschluss machen konnten. Womöglich war das mein erster Grundstein für die spätere Laufbahn als Trainer… doch davor gab es noch eine weitere prägende Einsicht:
Mein erster Berührungspunkt mit der Software Pro/Engineer (wie Creo Parametric damals noch hieß) im Rahmen meiner Technikerausbildung hat mich im Gegensatz zu allen anderen Softwareprogrammen direkt angefixt: Endlich eine Software, die einem die Möglichkeit gibt, in einer Effizienz zu konstruieren, wie sie damals auf dem Zeichenbrett noch viele einzelne Schritte benötigt hätte. Ich wusste, hier konnte ich meine Begeisterung für das Modellieren nahezu grenzenlos ausleben.
Leider wurde mir in meiner beruflichen Laufbahn mit der Zeit immer bewusster, wie sehr die Konstrukteure in ihrem Arbeitsbereich eingeschränkt sind, ihre Kreativität auszuleben. Ob aufgrund der kleinteiligen Abteilungsstruktur, der starren Abläufe von „das haben wir schon immer so gemacht“ oder dem mangelnden Verständnis für die Möglichkeiten der Software: Immer wieder begegnete ich dem abgestumpften „Dienst nach Vorschrift“-Verhalten der ehemals spielerisch-kreativen Köpfe konstruierender Kollegen. So viel unverschuldete Betriebsblindheit mit so viel Frust, weil die Anwendung ohne Konstruktionsmethodik erfolgte. Dabei saßen sie in meiner Wahrnehmung vor einem Schatz, dem für mich kreativsten Tool für schnell änderbare, flexible Modellkonstruktion in 3D, PTC Creo Parametric.
Aus dem Blickwinkel des Konstrukteurs, des Praktikers mit Fertigungserfahrung und aus meiner persönlichen Perspektive sehe und denke ich anders – und meine Vision war erwacht: Den Konstrukteur wieder an seine intrinsische Kreativität zu erinnern und als Vordenker zu ermächtigen, seine Fähigkeiten proaktiv ins Unternehmen einzubringen. Denn parametrisch konstruieren, das heißt in Beziehung setzen; in der Software wie in den Abläufen, in der Entwicklung wie in der Fertigung. Miteinander interagieren fängt bereits vor der CAD-Skizze an, und hört dort noch lange nicht auf. Meine Gedanken sprudelten nur so voller Ideen und Metaphern, um Konstrukteuren ihren Alltag zu erleichtern und den Führungskräften zu helfen, ihre Entwicklungszeiten massiv zu reduzieren.
Seitdem hat sich einiges getan, meine berufliche Laufbahn hatte sich vom Konstrukteur in die eines Trainers entwickelt. Nach der Ausbildung durch den Hersteller PTC zum zertifizierten PTC-Trainer konzipierte ich Schulungen für die zum Konstrukteursberuf umgeschulten Mitarbeiter und machte sie fit für den Arbeitsmarkt. In nur 6 Monaten wurden aus den Teilnehmern wahre Schätze für jede Entwicklungsabteilung. Mit jeder neu erscheinenden Version von Creo Parametric vertiefte ich mich nicht nur tiefer in die neuen Funktionen, sondern erweiterte auch mein Sichtfeld in Bezug auf das Gesamtkonstrukt der Software selbst. Wie besessen ging ich dem Ziel nach, auf parametrischen Grundlagen basierend pfiffige Kombinationen zu finden, um dem Konstrukteur die Arbeit zu erleichtern. Anfangs noch auf die Software selbst fixiert, ging es mehr und mehr darum, Gestaltungsprinzipien abzuleiten, die sich auf das alltägliche Leben übertragen ließen.
Mein Blick schweifte weit über das normale Sichtfeld hinaus.
Das Verständnis für Formen und Perspektiven…
Nicht immer kam meine Botschaft an. So fühlte ich mich so manches Mal im Meer der IT-Trainer für Softwareschulungen im Vergleich zu „den Großen“ wie INNEO und Mait wie David neben Goliath. Obgleich ich die Herausforderungen der Firmen anders wahrnahm, wurden meine Angebote immer wieder mit „normalen Software-Schulungen“ in einen Topf geworfen.
Dabei hörte ich von Anwendern doch immer wieder ähnliche, scheinbar aussichtslose Berichte: Die Softwareschulung war zwar gut, aber im Stress des Alltags dokterten die Konstrukteure doch wieder nach dem „Trial and Error“-Prinzip herum und verschenkten wertvolle Zeit. Oder die geschulten Kollegen kannten zwar die Funktionalitäten, wussten aber nicht, wie sie ihre Modelle bei Sonderwünschen der Kunden mit wenigen Mausklicks anpassen können. Auch der Transfer war ein Dauerthema: In der Schulung klang alles logisch, doch bei den eigenen Unternehmensteilen beginnen erst die tatsächlichen Herausforderungen. Waren die Unternehmen blind für den wahren Grund?
Mir jedenfalls wurde klar: Nicht die Software selbst ist das Problem, sondern dessen Anwendung im eigenen Unternehmen. Deshalb habe ich mein Vorgehen so weiterentwickelt, dass sich daraus eine klare Konstruktionsmethodik zusammenfügte. Nur: Wozu eine eigene Methodik mit einzigartigem Ansatz, wenn keiner das nach außen erkennt?
Deshalb habe ich mein Vorgehen stetig weiterentwickelt, dass sich daraus eine klare Konstruktionsmethodik zusammenfügte. Nur wozu eine eigene Methodik mit einzigartigem Ansatz, wenn keiner es erkennt?
Das Wesentliche im Fokus…
Für die arinda musste ein Rebranding her, um mein Alleinstellungsmerkmal deutlich hervorzuheben, denn:
Mein Fokus ist der Mensch, nicht die Software.
Es geht um Leidenschaft und Engagement, nicht Bits und Bytes.
Es geht um Flexibilität und Professionalität in der Umsetzung des Programms, statt der reinen Erklärung von Schaltflächen und Funktionalitäten.
Vor allem aber geht es darum, die Konstrukteure bei ihren wahrhaftigen Herausforderungen zu unterstützen.
Und so habe ich etwas getan, das auf dem Markt bisher keiner gewagt hat:
Die arinda erklärt die 3D-Modellierung in der CAD-Software anhand von Unternehmensteilen der zu schulenden Firma. Klarer Blick aus Kundensicht. Keine stupiden Standardmodelle, sondern das, was die Kollegen tagtäglich vor Augen haben.
Dafür braucht es nicht nur Durchblick zum Aufbau der Teile, sondern auch die Weitsicht, wo eine Produktserie sich hin entwickeln kann, welche Varianten in Frage kommen könnten, wohin der Markt und die Nachfrage sich entfalten.
Aus dem ehemals „Creo Parametric Schulungsspezialisten“ ist der „Experte für parametrische CAD-Konstruktion“ erwachsen. Was für die Teilnehmer den riesigen Vorteil hat, sich nicht mehr an das Softwareprogramm zu klammern, sondern eigenständige Konstruktionsmethoden zu verinnerlichen, die sie dann in der vorhandenen Software umsetzen – das alte Problem bekommt so eine neue Wahrnehmung und Ausrichtung.
Dass die Nachfrage durch diesen Perspektivwechsel stimmt, haben die inzwischen über 6000 geschulten Teilnehmer gezeigt. Viele namhafte Mittelständler gehören zu den Stammkunden der arinda und lassen ihre Mitarbeiter ausbilden, weil sie von der Qualität der Schulungen und dem Blick aus Sicht des Konstrukteurs und der Anwendung des CAD-Programms, also der Praxisorientierung für ihr eigenes Unternehmen überzeugt sind.
Oder um es mit den Worten des Konstruktionsleiters eines bedeutenden mittelständischen Unternehmens zu sagen „bei der arinda kriegen wir unsere Leute am schnellsten fitgemacht“.
Ich bin so froh, dass ich mit meinem Team den Arbeitsalltag in der Konstruktion und Entwicklung durch die geniale Anwendung der parametrischen CAD-Konstruktion so sehr vereinfachen kann, weil es den Spaß an der gestalterischen Arbeit wieder in den Vordergrund rückt.
Es wird oft geradlinig gedacht,
es wird quer gedacht
und es wird um die Ecke gedacht.
Aber nur wenige beherrschen
die perfekte Kombination,
das dreidimensionale Denken.
Siegfried Wache (*1951), technischer Zeichner, Luftfahrzeugtechniker und Buchautor
Wer einmal verstanden hat, wie die klaren Gestaltungsprinzipien funktionieren (und wir vermitteln sie spielerisch und umsetzungsorientiert), kann in kürzester Zeit auf einfachste Weise komplexe Modelle aufbauen und verändern – egal wie oft jemand aus dem Unternehmen „mal eben noch schnell“ was ergänzen möchte.
Diese klare Konstruktionsmethodik ist in 25 Jahren praktischer Erfahrung mit meinem gezielten Fokus auf neue Blickwinkel bewährter Strategien entstanden. In meinen Schulungen betone ich gern, dass ich so ziemlich alle Fehler, die man beim Konstruieren machen kann, schon selbst durchlebt habe.
Durch kleine Anekdoten aus der eigenen Lehrzeit steigt die Lernkurve der Teilnehmer wesentlich schneller und nachhaltiger.
Damit schon gleich zu Beginn der Konstruktionslaufbahn die Richtung stimmt, engagiere ich mich auch im Rahmen von Gastvorträgen, -Vorlesungen und als Speaker in Universitäten und bei anderen Lehrinstituten. Da Konstrukteure sowohl aus dem akademischen als auch aus dem praktischen Umfeld stammen, ist es mir ein besonderes Anliegen, dem Nachwuchs auch leicht umzusetzende Kurse mit allerhand Tipps und Tricks an die Hand zu geben.
So entstanden meine arinda Monatsaufgaben und Videokurse, die sich durch ihre spezifische Ausrichtung für Anfänger der parametrischen 3D-Konstruktion im CAD großer Beliebtheit erfreuen und im eigenen Tempo bearbeitet werden können.